Spaziergänge im Theresienthal
Der Nebel liegt wie ein Meer über dem tiefen Land. Er ist feucht, er ist beißend kalt. Er ist immer gleich, am Tag, in der Nacht. In der Nacht ist er dunkel und fängt die Lichter der Straßenlampen und Autoscheinwerfer, feucht, kalt.
Aber es ist nur der Nebel im Herbst, keine Allegorie auf das weitere äußere oder engere innere Menschenleben um mich und in mir. Keine Assoziationen zu politischen Konstellationen, Komenteneinschlägen, Wassermannzeitalterwenden oder Bauchgrimmen. Ein Spätherbsttag mit rasch sich einschleichendem Abend.
Jetzt war ich wieder in der großen Stadt, in der ich so lange gelebt und gearbeitet habe. Grindig soll es dort geworden sein, Geschäftsleerstände, das Leben stürbe aus. Ich weiß es nicht, ich habe es nicht wirklich gesehen. Vielleicht hat ja wirklich das eine oder andere Geschäft auf der MaHü zugesperrt.
Was bedeutet das?
Ein Modegeschäft weniger.
Ein Geschäft weniger, das seine Gewinne mit großer Wahrscheinlichkeit in hohem Ausmaß ins Ausland verschafft hat, an die Aktionäre, nicht an die Menschen, die dort gearbeitet haben.
Diese Menschen haben ihre Jobs verloren, müssen vielleicht jetzt schlechter bezahlte annehmen.
Die Kunden können in diesem Geschäft nicht mehr einkaufen, dafür aber immer noch bei den Mitbewerbern.
Und wenn es kein Geschäft war, sondern ein Lokal, ein Treffpunkt? Dann müssen sich die Jugendlichen und die Partygelaunten wo anders treffen. Auch wir haben uns wo anders getroffen, und die Kinder der alten Römer und Griechen. Das Treffen war wichtig, nicht das Lokal.
Aber es ist natürlich schon so, dass sich dann weniger im Kreis dreht, weniger Geld fließt, weniger Geld übrig bleibt für Krankenhäuser, Sozialausgaben, usw.
Wichtiges, Unwichtigeres, Unappetitliches auch.
Die Menschenwelt präsentiert sich schön, gestylt, elegant.
Neulich bin ich wieder einmal durch den Wald gegangen, im Nebel.
Viele Laubbäume und Büsche haben schon wieder Knospen hervorgeschoben. Hoffentlich macht das nichts bei einem argen Kälteeinbruch.
Aber die Natur ist widerstandsfähiger und Fehlertoleranter als Menschenkonstruktionen.
Der Nebel im Wald nässt das Moos, das den Boden bedeckt wie ein feiner Wald. Die Flechten auf den Wetterseiten der Bäume recken ihre Ränder in die nasse Luft.
Einige letzte Halimasch überwuchern vermodernde Wurzelstöcke.
Wenn man es genau ansieht, analysiert: Viel besser, viel schöner als jede Menschenkonstruktion.
Und eines haben die Menschen mit ihrer ganzen Planung und Technik noch nie geschafft:
Leben zu erschaffen.
Jedes Jahr, jeden Herbst, Winter, Sommer, sterben Individuen in diesem Wald, Menschen,Welten. Tot machen können die Menschen ziemlich gut, und sie machen es auch gern, und sie sehen es auch gern. Aber Leben entstehen lassen, das können sie nicht.
Und immer wieder entsteht trotzdem Neues, Lebendiges, Leben. Was sind wir doch für Würste!
Ich weiß nicht, warum zugesperrte Geschäfte in der MaHü so schrecklich sein sollen:
Weil einige Manager ihren Willen nicht durchsetzen können?
Weil Wirtschaftswachstum sein muss? Muss es das? Warum?
Weil einigen Menschen fad ist ohne die Dinger?
Ach ja: Am Roman hab ich schon weitergeschrieben in den letzten Wochen. Aber ich habe es noch nicht in die Theresienthal-Website eingepflegt:
Noch immer viel Arbeit mit Dachbodendämmung, Brandschutztüreinbau ...
Aber ich hab mein Wörterbuch aus den Spaziergängen hinzugefügt, und ergänzt, verbessert, erweitert. Ich finde es ganz interessant.
Wenn Ihr reinsehen wollt in den Romanentwurf, bitte folgenden Link klicken: